Julia Brennacher: „Jedes Bild ist immer auch eine Auseinandersetzung mit den Grundbedingungen des Mediums selbst.“
Die junge Künstlerin Julia Brennacher setzt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit dem Medium der Malerei auseinander. In ihren Gemälden, die als ineinanderfließende, sich überlagernde Farbräume angelegt sind und assoziative Lesearten zulassen, finden sich subtile Anklänge an ein seit der modernistischen Abstraktion vertrautes Formenvokabular, das sie einer spielerischen Neuinterpretation unterzieht.
A&P: Deine Arbeiten überzeugen auf den ersten Blick natürlich schon optisch durch das Spiel mit den leuchtenden Farben in Kontrast zu den matten Nuancen der Bildfläche. Deine Arbeiten sind ästhetisch sehr ansprechend, doch bitte erzähl uns etwas mehr über die Hintergründe Deiner Bilder.
J.B: Mein Zugang zur Malerei ist kein expressiver, sondern ist eher analytischer Natur. Jedes Bild ist immer auch eine Auseinandersetzung mit den Grundbedingungen des Mediums selbst. Der Raum – der Bildraum und der die Malerei umgebende Raum –, die Farbschichtungen und Überlagerungen, die Wahl des Formates und des Malgrunds sind Konstanten, denen ich in meinen Arbeiten nachspüre. Für mich sind die Arbeiten daher sehr konkret. Aber es sind auch unmittelbar ästhetische Erfahrungen von Farbe, wenn etwa stark abgetönte Farben auf vibrierende Neontöne treffen, von Licht oder von unterschiedlichen Oberflächentexturen, die eine Rolle spielen. Zumeist arbeite ich mit großen Formaten oder in jüngster Zeit auch mit dreidimensionalen, bemalten Objekten, die versuchen die Malerei in den Raum zu öffnen.
A&P: Du arbeitest auch als freie Kuratorin und verfasst Texte und Publikationen zur zeitgenössischen Kunst. Natürlich lernst Du dadurch viele Leute aus dem Kunst- und Kulturbereich kennen. Ist ein breites Netzwerk für junge Künstler wichtig, um im Kunstbereich Fuß zu fassen und was sind die Herausforderungen, denen man als junge Künstlerin gegenüber steht?
J.B.: Ein gutes Netzwerk ist wie in anderen Bereichen auch sicher hilfreich. In unserer vernetzten Welt gibt es heute einerseits eine Vielzahl an Möglichkeiten sich als junge Künstlerin eine Plattform zu bauen, anderseits macht es vielleicht gerade diese Fülle an Information nicht einfach, gesehen zu werden. Ich denke, wenn man einem Ziel konsequent folgt, werden sich immer Möglichkeiten eröffnen.
A&P: Du hast bei Prof. Herbert Brandl an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert. Hat seine Auseinandersetzung mit dem Medium der Malerei Deine Bilder geprägt?
J.B.: Um zu lernen, die eigene Arbeit verstärkt zu reflektieren und zu verorten, war die Zeit an der Kunstakademie sehr wichtig. Die intensiven Gespräche mit den Professoren und Studienkollegen waren sicherlich prägend für meine künstlerische Arbeit und deren Weiterentwicklung.
A&P: Aus Deiner Biografie geht hervor, dass Du nicht nur bei Prof. Herbert Brandl an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert hast, sondern auch ein Studium der Kunstgeschichte abgeschlossen hast. Hat die theoretische Auseinandersetzung in Deinem Studium einen Wandel im Schaffen bewirkt?
J.B.: Das Kunstgeschichtestudium als fundierte theoretische Basis war wichtig für mich. Wichtig war dann aber vor allem auch meine Arbeit als Kuratorin und an konkreten Ausstellungsprojekten. Durch die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern lernt man sehr viel, auch indirekt über die eigene Arbeit, und natürlich über das Medium der Ausstellung an sich.
A&P: Gibt es ein bestimmtes Projekt oder ein Ziel, das Du für die kommenden Jahre verfolgst?
J.B.: Momentan arbeite ich an neuen Werken für eine Ausstellung im kommenden Jahr und an einem Konzept für eine thematische Gruppenausstellung.
Interview mit Maria Köfler 12.12.18
Geboren 1983 in Innsbruck, lebt und arbeitet Brennacher als Künstlerin und freie Kuratorin in Innsbruck. 2002–2007 Studium der Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck. 2008–2010 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Herbert Brandl. 2010–2016 Kuratorin Taxispalais, Innsbruck. Texte und Publikationen zur modernen und zeitgenössischen Kunst. Ausstellungen im In- und Ausland.